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Gemüse Aussaat und Vermehrung – Profi Technik Tipps

Gemüse Aussaat

Die Zeit für die ersten Aussaaten naht. Jedes Jahr ein neuer Anfang. Doch was wenn es einmal nicht klappt? Nur selten ist der Samen die Ursache, vorausgesetzt, man hat kein uraltes Saatgut verwendet. Das überprüfen Sie ganz einfach, in dem Sie vorher eine Keimprobe auf Haushaltpapier machen! Die Samen im Handel werden kontrolliert und müssen bestimmte Qualitätskriterien erfüllen. Zur Keimung benötigt der Samen immer Feuchtigkeit, Wärme, Sauerstoff und Erde.

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Das Wasser

Durch Feuchtigkeit wird der Samen zur Keimung gebracht. Entscheidend ist dabei das richtige Maß. Ein einmal gekeimter Samen muss konstant feucht gehalten werden, schon kurzzeitiges Austrocknen kann gefährlich werden. Einige Sommerblumen wie Astern, Begonien und Zinien aber auch Gurken sind gefährdet. Nässe verdrängt Sauerstoff, die keimenden Samen verfaulen oder werden sofort durch Bakterien- und Pilzbefall geschädigt. So sind die häufigen Probleme bei Petersilie vor allem auf Staunässe zurückzuführen. Hartschalige und langsam keimende Samenarten werden 24 Stunden in lauwarmem Wasser oder einem Tee (Schachtelhalm, Comfrey) gebadet. Hierzu zählen wenige Gemüse, (Spinat, Möhren, Petersilie) jedoch viele Zimmerpflanzen, die man an der Fensterbank startet. Sehr hartschalige Samen, -viele Gehölze und Stauden, kann man mit einem Schmirgelpapier anschleifen oder mit einer Feile anritzen.

Die Wärme

Zum Keimen braucht man meist Wärme. Die entsprechenden Angaben finden Sie auf der Samentüte. Dabei gilt, je wärmer, desto besser und schneller. Besonders Gurken, Zucchini, Paprika und Tomaten sind wärmebedürftig, 25 bis 26 °C sind optimal. Beachten Sie dabei die Sortenunterschiede. Das Samen höhere Temperaturen nicht vertragen, kommt eher selten vor- und wenn nur im Sommer.  Beispiele dafür sind Kopfsalat und Asia Salate. Wenn nämlich die Temperatur auch nachts nicht unter 15 bis 16 °C sinkt, kann das Saatgut in eine Keimhemmung gehen. Es gibt aber auch Frostkeimer, hauptsächlich Stauden aus alpinen Bereichen, da kommt dann der Kühlschrank zum Einsatz um die Keimruhe zu brechen.

Der Sauerstoff

Luft, Sauerstoff ist zur Keimung wichtig, jedoch nur ausreichend in der oberen Bodenschicht vorhanden. Als Faustregel kann man für die richtige Saattiefe (Abdeckung) das drei- bis vierfache der Samenstärke als optimal ansehen.

Die Erde

Die Erde soll locker, durchlässig, humos und feuchtigkeitsspeichernd sein und dabei keine Pflanzenkrankheitserreger und zersetzende Mikroorganismen enthalten. Kompost erst nach einer Wärmebehandlung verwenden. Zur Auflockerung kann Sand eingemischt werden. Dafür eignet sich Spielsand aus dem Baumarkt. Den Kompost sollten Sie im Backofen etwa 1 Stunde auf 120 bis 150 °C erhitzen. Nutzen Sie dafür einen alten Topf oder Bratfolie. Häufig wird für die Aussaat auch eine Mischung aus Torf und Sand empfohlen. Dabei sollte man den P-Wert prüfen. Ein niedriger pH-Wert kann die Keimung negativ beeinflussen. Eine schwach saure bis neutrale Reaktion ist richtig. Im Handel werden fertige Aussaatsubstrate angeboten.

Die Praxis

Entweder man sät in Reihen, oder auf eine Fläche direkt in den Gartenboden, ins Frühbeet oder Gewächshaus. Besser im Hobbybereich ist es immer eine Vorkultur zu betreiben, da man ja nicht Unmengen an Pflanzen benötigt. Dann bieten sich Saatschalen, Multitopfplatten, aber auch Torfstrips an. Saatschalen sollen möglichst flach sein, damit die Erde nicht zu nass werden kann. Ob der Samen überhaupt abgedeckt wird, kann man auf der Samenverpackung lesen (Licht- oder Dunkelkeimer!). Die Abdeckung mit einer Haube, Folie oder die Aufstellung im luftfeuchten Gewächshaus verhindern vorzeitiges Austrocken. Beim Einfüllen der Erde in das Gefäß werden zuerst die Ränder angedrückt, dann die Mitte. Die Randbereiche trocknen sonst schneller ab, sind sie fester, trocknet die Schale gleichmäßig aus. Dann wird die Oberfläche geglättet. Dazu nutzt man Holzbrettchen mit Stiel.

Zum Bedecken der Samen immer die Erde mit einem mehr oder weniger feinen Sieb, je nach Samenstärke, aufbringen. Wichtig ist dabei das Etikettieren der Aussaat und das unterteilen kleinere Flächen (Stab zwischen legen). Gerade wenn man nur wenige Samen anziehen will, sollte man ein praktisches Einzelkornsaatgerät nutzen. Bei der Verwendung von Multitopfplatten, von Torf- Kokos oder Papiertöpfen ist dies fast unumgänglich. Natürlich nach der Aussaat angießen.

Aussaat absieben

Sieb mit unterschiedlichen Einsätzen um die Saat abzudecken. Je nach Saatgröße die Aussaaterde fein bis gröber absieben.

Nach der Keimung müssen die Sämlinge umgepflanzt werden. Dies geschieht, wenn sich die Blätter berühren. Jetzt wird pikiert: (Vereinzelt) Schale wie bei der Aussaat vorbereiten, dann die einzelnen Sämlinge setzen. Dabei etwas tiefer in der Erde bringen. Man benutzt dazu ein spezielles Werkzeug, das Pikierholz. Damit wird ein kleines Pflanzloch in die Erde gebracht und nach dem Einpflanzen leicht angedrückt.

Wer Stecklinge vermehren will, z. B. von überwinterten Geranien, sollte immer eine Mischung aus Torf (ohne Mineraldünger) 1: 1 mit grobem Sand verwenden. Der Zusatz von feinem Styromull ist brauchbar, aber nicht unbedingt nötig.

Stecklinge dürfen nicht viel Feuchtigkeit verlieren, weil sie, da ohne Wurzeln, kein Wasser nachführen können. Mit dem Steckling entsteht ein identisches Replikat des Originals. Stecklinge können aus Gewebeteilen von Stamm, Blatt oder Wurzel geschnitten werden. Stecklinge schneidet man am häufigsten aus dem Spross einer Pflanze, meist zwischen den Blattknoten (Nodien, daher auch die Bezeichnung Internodiensteckling) oder unterhalb eines Knotens (Nodiensteckling). Weiche Stecklinge wurzeln schnell. Beim Schneiden darauf achten, dass nicht zu viele Blätter bleiben. So wird starke Verdunstung verhindert, ehe sich neue Wurzeln bilden. Stecklinge werden wie Sämlinge am besten in Vermehrungsbeeten, unter Hauben, Folie und Vlies bewurzelt. Je höher die Luftfeuchtigkeit, umso schneller die Bewurzelung. Für Stecklingsvermehrung unbedingt sauberes Werkzeug verwenden. Scheren desinfizieren.

Die Originalversion dieses Beitrags erschien in der Gewächshaus Post, Ausgabe 01/2016, Text und Bild: Jörn Pinske.

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